Amphibien

 

Amphibien gehören zu den am meisten gefährdeten Tiergruppen überhaupt. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Vernetzung der von den meisten Arten genutzten Lebensräume Wasser und Land. Häufig werden diese durch Straßen getrennt, viele Amphibien kommen auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer zu Tode. Andere Arten leiden unter Fischbesatz durch eingesetzte Fischarten, Pinonierarten fehlen die geeigneten Ersatzlebensräume für die kaum noch vorhandenen natürlichen Flussauen.

In Baden-Württemberg kommen aktuell 19 Amphibienarten vor. Für den Feuersalamander (Salamandra salamandra) bildet Baden-Württemberg die Übergangszone für die zwei Unterarten S. s. salamandra und S. s. terrestris. Die Art lebt bevorzugt in Laubwäldern mit einer gewissen Hangneigung, in denen klare und saubere Klingenbäche die Habitate für die Larven darstellen. Der Feuersalamander wird in Baden-Württemberg als gefährdet eingestuft, die Art ist jedoch außerhalb Oberschwabens noch weit verbreitet und eine unmittelbar erkennbare Gefährdung für die besiedelten Habitate besteht nicht. Die zweite Salamanderart Baden-Württembergs ist der Alpensalamander (Salamandra atra), der allerdings nur im äußersten Südosten im Allgäu (Raum Isny) vorkommt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich beim Alpensalamander um eine alpin verbreitete Art, deren Lebensraum auf die Alpen und deren Ausläufer begrenzt ist. Eine Besonderheit und eine Anpassung an größere Höhenlagen ist die Viviparie von meist zwei Jungtieren. Wo der Alpensalamander vorkommt, tritt er häufig in hohen Individuendichten auf, in Baden-Württemberg gilt die Art aufgrund von geographischer Restriktion als gefährdet.

Unter den Molchen treten in Baden-Württemberg vier Arten auf. Von diesen sind vor allem Bergmolch (Triturus alpestris) und Teichmolch (Triturus vulgaris) weit verbreitet und meist häufig. Der Fadenmolch (Triturus helveticus) ist eher auf die westlichen Teile Baden-Württembergs beschränkt, in seinen Vorkommensgebieten aber meist ebenfalls häufig. Die seltenste einheimische Molchart ist der ehemals weit verbreitete, mittlerweile jedoch stark gefährdete Kammmolch (Triturus cristatus).

Die Krötenartigen treten in Baden-Württemberg mit Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans), Gelbbauchunke (Bombina variegata) Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), Erdkröte (Bufo bufo), Wechselkröte (Bufo viridis) und Kreuzkröte (Bufo calamita) in Erscheinung. Bis auf die häufige und weit verbreitete Erdkröte sind alle anderen Arten in Baden-Württemberg stark gefährdet. Die Geburtshelferkröte erleidet im Süd-Schwarzwald Bestandseinbußen durch Verinselung der Habitate, Fischbesatz und Mangel an geeigneten Reproduktionsgewässern. Die Gelbbauchunke ist auf kleinräumige, besonnte Temporärgewässer angewiesen, die in der ausgedehnten Kulturlandschaft immer mehr verschwinden. Die Knoblauchkröte ist in der Kulturlandschaft der Oberrheinebene durch Grundwasserabsenkung und ausbleibende Frühjahreshochwasser stark gefährdet. Wechsel- und Kreuzkröte haben durch Begradigung der Flussauen ihre natürlichen Lebensräume weitgehend verloren und sind auf anthropogen geprägte Sekundärlebensräume wie Kiesgruben oder Steinbrüche angewiesen.

Artenreich sind in Baden-Württemberg auch die Froschlurche vertreten. Der ehemals als "Dorffrosch" bekannte Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist mittlerweile aus Mangel an besonnten, fischfreien Laichgewässern stark gefährdet. Während die Braunfrösche Grasfrosch (Rana temporaria) und Springfrosch (Rana dalmatina) noch weiter verbreitet sind, ist der Moorfrosch (Rana arvalis) auf wenige Moore Oberschwabens und die Rheinaue in der nördlichen Oberrheinebene beschränkt und mittlerweile vom Aussterben bedroht. Die Grünfrösche, bestehend aus dem Rana esculenta-Komplex, setzen sich aus zwei Arten, dem Wasserfrosch (Rana lessonae) und dem Seefrosch (Rana ridibunda) zusammen. Der aus diesen beiden Arten resultierende Hybride ist der Teichfrosch (Rana esculenta). Wo die Hybridform vorkommt, muss mindestens auch eine der beiden Ausgangsarten vorhanden sein, da sich die Hybriden nicht untereinander vermehren können. Aufgrund dieser Verhältnisse fällt eine Häufigkeitseinschätzung der Arten schwer, sie scheinen aber bisher nicht weiter gefährdet zu sein.

 

Rote Liste der Reptilien Baden-Württembergs (Stand 2007 nach Laufer et al.; Naturräume eigene Einschätzung):

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BW 2007 OR SW NT SA OS
Alytes obstetricans Geburtshelferkröte 2 2 2 - 1 -
Bombina variegata Gelbbauchunke 2! 3 - 3 1 2
Bufo bufo Erdkröte V N N N N N
Bufo calamita Kreuzkröte 2 3 - 1 2 3
Bufo viridis Wechselkröte 2 2 - 2 - -
Hyla arborea Europäischer Laubfrosch 2 3 - 2 1 3
Pelobates fuscus Knoblauchkröte 2! 2 - - - -
Rana arvalis Moorfrosch 1! 1 - - - 1
Rana dalmatina Springfrosch 3 V - 3 - 3
Rana esculenta Teichfrosch D N D D D D
Rana lessonae Wasserfrosch G G G G G G
Rana ridibunda Seefrosch 3 N - 3 - 2
Rana temporaria Grasfrosch V N N N N N
Salamandra atra Alpensalamander N - - - - N
Salamandra salamandra Feuersalamander 3 * V V V -
Triturus alpestris Bergmolch N N N N N N
Triturus cristatus Kammmolch 2 2 1 2 2 2
Triturus helveticus Fadenmolch N N N N 3 -
Triturus vulgaris Teichmolch V N - N 3 N

Zeichenerklärung: OR = Oberrheinebene, SW = Schwarzwald, NT = Neckar-Tauberland, SA = Schwäbische Alb, OS = Oberschwaben, 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, N = ungefährdet, D = Kenntnislücke, G = Gefährdung anzunehmen * = nur randlich einstrahlend, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, ! = besondere Verantwortung, R= geographische Restriktion.

 

Diesen Grünfrosch aus dem NSG Schaichtal würde ich am ehesten noch als Rana esculenta, also als die Hybridform, einordnen. Die Frösche sind im Schaichtal mittlerweile außerordentlich häufig.

 

 

Ein weiterer Wasserfrosch aus dem Schaichtal. Die Tiere werden in der Regel deutlich größer als Teichfrösche.

 

 

Die Wasserfrösche sitzen meist am Gewässerufer auf ihre Tarnung vertrauend und springen erst ins Wasser, wenn man sich ihnen auf wenige Meter genähert hat.

 

 

Rana cf. esculenta aus dem Federseegebiet in Oberschwaben, auch hier fällt die Zuordnung schwer.

 

 

Diesen Grünfrosch aus dem Allgäu könnte man als echten Teichfrosch (Rana lessonae) einordnen.

 

 

Der häufigste Frosch des Schönbuchs ist Rana temporaria, der Grasfrosch. Hier ein Weibchen im zeitigen Frühjahr auf dem Weg zum Laichgewässer.

 

 

Vor allem jüngere Tiere des Grasfrosches werden aufgrund ihres schlankeren Erscheinungsbildes oft mit dem Springfrosch verwechselt.

 

 

Ein Pärchen des Grasfrosches im Amplexus auf dem Weg zum Laichgewässer. Grasfrösche können in ihrer Färbung und Zeichnung äußerst variabel sein. Hier ist das stark gefleckte Männchen grünlich gefärbt, während beim Weibchen Rotbrauntöne dominieren.

 

 

Im zeitigen Frühjahr lassen sich Grasfrösche auch für einige Wochen im Laichgewässer beobachten. Viel häufiger findet man die Tiere jedoch auch tagsüber in angrenzenden Feuchtwiesen und  Wäldern.

 

 

Der Laich des Grasfrosches ist meist in großen an der Wasseroberfläche schwimmenden Ballen angeordnet, eines von zahlreichen Merkmalen, die ihn vom Springfrosch unterscheiden.

 

 

Der Springfrosch (Rana dalmatina) unterscheidet sich vom Grasfrosch nicht nur durch eine schlankere Gestalt, eine spitzere Schnauze und längere Beine. Eindeutige Bestimmungsmerkmale sind vor allem das sehr große Trommelfell, die fast ungezeichnete Rücken- und Bauchseite sowie Ausprägung und Färbung der Daumenschwielen der Männchen. Im Schönbuch kommt der Springfrosch nur im Übergangsbereich zum Glemswald vor.

 

 

Das eindeutig häufigste Amphib, die Erdkröte (Bufo bufo), ist noch an fast jedem größeren Gewässer vertreten.

 

 

Im Frühjahr wandern tausende von Erdkröten in den ersten wärmeren und feuchten Nächten zu ihren Laichgewässern. Viele Männchen lassen sich dabei von ihren Weibchen zum Laichgewässer tragen.

 

 

Erdkröten sind die Hauptvertreter bei Massen-Krötenwanderungen. Viele überfahrene Tiere können die Fahrbahn schmierig und damit gefährlich für Autos werden lassen, weshalb an den Wanderstrecken Krötenzäune aufgestellt und neu gebaute Straußen untertunnelt werden. Die Erdkröte selbst ist durch die Verluste im Straßenverkehr nicht gefährdet.

 

 

Im Laichgewässer angekommen bleiben die Tiere nur wenige Tage zum Ablaichen dort, um danach wieder in ihre Landlebensräume abzuwandern.

 

 

Portrait der Erdkröte, gut zu erkennen ist die rötlich gefärbte Iris.

 

 

Die Kreuzkröte (Bufo calamita) ist in Baden-Württemberg stark gefährdet. Ihre ehemaligen Lebensräume, natürliche Flussauen, sind fast komplett verschwunden, deshalb besiedeln sie primär anthropogen entstandene Ersatzlebensräume wie Kiesgruben oder Steinbrüche.

 

 

Ein weiteres Exemplar der Kreuzkröte in einer stillgelegten Kiesgrube in Oberschwaben. Derartige Lebensräume dürfen nach Aufgabe der Nutzung nicht verfüllt oder "renaturiert" werden, sondern sollten von Sukzession frei gehalten werden.

 

 

Diese Kreuzkröte tarnt sich halb eingegraben im Sand.

 

 

Kiesgrube in Oberschwaben, die noch in Betrieb ist. Hier lebt eine Kreuzkrötenpopulation von mindestens 200-300 Tieren. Das vordere flache Gewässer dürfte zur Reproduktion der Kreuzkröten dienen. Neben diesen kommen hier auch noch Wasserfrosch, Grasfrosch, Gelbbauchunke und Zauneidechse vor.

 

 

Ein weiterer weitgehend natürlicher Lebensraum der Kreuzkröte im Großen Lautertal auf der Schwäbischen Alb. Die Art nutzt Fahrspuren und kleine Wasser führende Vertiefungen auf der Brachfläche im Vordergrund zur Reproduktion.

 

 

Die Wechselkröte (Bufo viridis) stellt ähnliche Lebensraumansprüche wie die Kreuzkröte, auch sie ist in Baden-Württemberg stark gefährdet. Hier ein Pärchen im Amplexus in einem Steinbruch bei Sindelfingen.

 

 

Ein weiteres Pärchen der Wechselkröte im Laichgewässer.

 

 

Ein Jungtier der Wechselkröte in einem Steinbruch am Schwarzwaldrand bei Nagold.

 

 

Durch die Färbung der Augen können die einheimischen Kröten sehr gut unterschieden werden, hier noch einmal die Wechselkröte.

 

 

Dieses Jungtier der Wechselkröte zeigt schon die auffällige Fleckenfärbung. Auch diese Aufnahme stammt aus einem Steinbruch, diesmal bei Herrenberg. Fast alle mir bekannten Wechselkröten-Vorkommen bestehen in solchen anthropogen entstandenen Biotopen.

 

 

Männliche Wechselkröten besitzen häufig eine sehr verwaschene Zeichnung und sind dann nur schwer ihrer sonst so auffällig gefärbten Art zuzuordnen. Dieses Exemplar stammt von einem weiteren Steinbruch am Schönbuch-Südwestrand.

 

 

Dieses Wechselkröten-Weibchen fand sich in einem Steinbruch bei Renningen.

 

 

Dieser Steinbruch dient zur Reproduktion großer Populationen der Wechselkröte und des Kammmolches.

 

 

Dieses Bild zeigt einen kompletten Lebensraumausschnitt der Wechselkröte: Im vegetationsarmen Laichgewässer waren hunderte Kaulquappen zu finden, in den umgebenden Steinhaufen überdauern die adulten Kröten Sommer wie wahrscheinlich auch Winter.

 

 

Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) im NSG Schaichtal gilt in Baden-Württemberg als stark gefährdet. Der Schönbuch ist noch eines der am dichtesten von der Gelbbauchunke besiedelten Gebiete.

 

 

So genannte Kahnstellung der Gelbbauchunke, die sie bei direkter Gefahr einnimmt und die vor ihrer Giftigkeit warnende Unterseite präsentiert.

 

 

Im Laubwald noch häufig, der Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris).

 

 

Der Feuersalamander nutzt im NSG Schaichtal die zahlreichen Klingenbäche zur Larvenabgabe. Diese lassen sich viel einfacher nachweisen als die schwer zu findenden adulten Tiere.

 

 

Der Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus) ist in Baden-Württemberg stark gefährdet und überall rückläufig.

 

 

Ein weiterer Kammmolch an Land bei Böblingen.

 

 

Der Kammmolch ist Deutschlands größter Molch, an Land ist der beeindruckende namensgebende Kamm der Männchen nicht zu sehen.

 

 

Juveniler Bergmolch (Triturus alpestris) am Federsee.

 

 

Ein Pärchen des Bergmolches in seinem Tagesversteck, im Vordergrund das Weibchen, im Hintergrund das Männchen.

 

 

Männlicher Bergmolch am Seeufer während des Kälteeinbruchs im März 2008. Der Bergmolch ist einer der häufigsten Molche unserer Fauna.

 

 

Ein auffällig gefärbtes Weibchen von Triturus alpestris. Normalerweise sind die Weibchen oberseits relativ einfarbig schwarzgrau gefärbt, solche aberranten Färbungen kommen ab und zu vor.

 

 

Rötlich gefärbtes Exemplar des Bergmolches in einem Steinbruch auf der Schwäbischen Alb. Diese Farbvariante ist bisher nur aus Einzelexemplaren bekannt geworden.

 

 

Ein weiblicher Fadenmolch (Triturus helveticus) auf dem Weg zum Laichgewässer. Die Art hat im Schönbuch einen Verbreitungsschwerpunkt, während sie in anderen Gebieten oft komplett fehlt.

 

 

Männlicher Fadenmolch im NSG Schaichtal. Die Männchen sind durch den namensgebenden Schwanzfaden, sowie die während der aquatilen Phase flossenartig verbreiterten Hinterfüße leicht zu identifizieren.

 

 

Männlicher Teichmolch (Triturus vulgaris) mit typischer Fleckenzeichnung der aquatilen Lebensphase.

 

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